Kommentare zu Fall Star-Regisseurs Roman Polanski:

Die weltweiten Reaktionen von Promis auf die Festnahme von Polanski sind ungeheuer skandalös und dabei doch so typisch.
Ich höre da immer den Satz eines alten Kripo-Freundes: „Die Lobby für die Täter ist viel stärker als die für die Opfer.“

Genau das findet hier (einmal wieder) statt. Ja, es wird geradezu zelebriert!

Dass das Opfer seit der Tat lebenslänglich hat, interessiert niemanden. Das Leben dieser Frau wäre ganz anders verlaufen, wenn Polanski sie nicht brutal als Kind(!) vergewaltigt hätte. Eine entsetzliche, todesnahe Erfahrung mit der Aussage des Täters: „Du existierst nicht!“ Genau das vermittelt nämlich sexualisierte Gewalt. Es ist eine besonders perfide, demütigende und menschenverachtende Tat. Vielleicht die schändlichste überhaupt. Polanskis Opfer hatte keine Chance auf eine normale Kindheit oder Jugend. Ihr Leben drehte sich seit der Tat ums reine Überleben. Opfer sexualisierter Gewalt sind noch nach Jahrzehnten suizid-gefährdet. Manche reden noch auf dem Totenbett davon!
Aber für solche Gewaltüberlebende stellt sich niemand mit Plakaten vor Kameras. Schon gar keine Promis, die doch ansonsten so gerne auf Charity-Veranstaltungen gehen…

Für den Täter Polanski fordert diese Leute jedoch eine Begnadigung!
Man höre und staune!
Sagte einer der Söhne von Uwe Ochsenknecht doch allen Ernstes in die Kamera: „Der ist über siebzig. Was soll er da noch im Knast?“
Hallo?
Bei Naziverbrechern oder Nicht-Prominenten reden solche Leute anders. Und sind nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich?
Zudem ist Polanski damals einfach geflohen. Er hat sich also ganz bewusst seiner Verantwortung entzogen. So muss er das jetzt nachholen!

Ich fordere Empathie, Gerechtigkeit und Gnade für die Überlebenden sexualisierter Gewalt!
Und ich fordere die Medien auf, sie nicht länger als „Sexopfer“ zu bezeichnen, an denen sich jemand „verging“. Das ist unerhört! Man darf solche Gewaltverbrechen nicht sexualisieren und bagatellisieren. Sexualisierte Gewalt ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann.

Doch ich höre schon die entsetzten Rufe, wenn demnächst wieder einmal ein Kind vergewaltigt wurde: „Wie kann ein Mensch so etwas tun? Die gehören für immer hinter Gitter!“
Geht es noch verlogener?

Monika Gerstendörfer, 30. September 2009
www.lobby-fuer-menschenrechte.de

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Hier eine Petition gegen die Polanski-Lobby!

http://www.thepetitionsite.com/405/petition-to-boycott-roman-polanski-petition-supporters

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Weitere Anmerkungen von Monika Gerstendörfer zum Fall Polanski, denn sie verfolgt diese unsägliche, opferfeindliche Berichterstattung weiter:

Ich sah zwei kurze Interviews mit der Gewaltüberlebenden.

Aus diesen ging klar hervor, dass ihre eigene Mutter sie als 13jähriges Kind zu Polanski brachte wg. irgendwelcher Fotoaufnahmen. Sie ließ das Kind dort; also allein!
Allein das ist völlig verantwortungslos und ein Vertrauensmissbrauch, der unverzeihlich ist.
Polanski hat sie dann mit Alkohol und Medikamenten abgefüllt, danach begann er mit der Betatscherei. Sie habe gesagt, er solle aufhören, doch er ignorierte das.
Sie sagte dem Interviewer, dass sie so viel Angst vor P. hatte, dass sie wie gelähmt war und nur noch daran dachte, diese Nacht zu überleben.
Das spricht Bände!
Dieses Kind hat ein mehrfaches Trauma erleben müssen. Es tat mir in der Seele weh, diese Worte von ihr zu hören.
Und trotzdem stellen sich weiter Promis vor die Kamera – wie gestern der Schauspieler Claude Oliver Rudolph – und tun so, als sei der „ganze Quatsch“ doch bitte endlich zu beenden; und zwar im Sinne des armen Polanski, der in seinem Leben schon so viel durchgemacht habe.
Es ist wahr, dass er Grausames erleben musste. Aber dann müsste gerade er wissen, wie entsetzlich sich gewalttätige Übermacht anfühlt und welche verheerenden Auswirkungen sie hat.

Sorry, aber ich kann mich über diesen Fall gar nicht beruhigen. Er erinnert mich an die Zeit, wo ich den Fall A. Türck vs. Katharina B. akribisch dokumentierte und auch in meinem Sachbuch beschrieb. Die Muster der Berichterstattung laufen immer gleich ab! Niemals zum Wohle der Opfer oder gar der gesellschaftlichen Aufklärung.

Perfide sind auch die Hinweise auf das Geld, die sog. Entschädigungszahlung durch Polanski. Entschädigung? Wofür? Sollen jetzt potenzielle Opfer darauf hoffen dass sie von einem reichen Promi sexualisiert misshandelt werden, damit sie „entschädigt“ werden? Ja, das klingt zynisch, ich weiß. Und es ist zynisch!

Ähnliches gilt für Hinweise der Medien, Polanski habe (auch…) mit der damals 16jährigen Kinski ein Liebesverhältnis gehabt. Liebesverhältnis! Motto: Ist alles ganz normal mit diesen „Lolitas“.
Hier wird durch den Hinweis auf die Kinski-Tochter das Verbrechen an der 13Jährigen sexualisiert und damit bagatellisiert. Ist das ekelhaft!

Liebe Grüße
Monika Gerstendörfer

P.S. Die Tatsache, dass durch eine solche Berichterstattung zahlreiche Gewaltüberlebende retraumatisiert werden, wird übrigens völlig ausgeblendet. Schon gemerkt?
P.P.S. Die US-Schauspielerin Whoopi Goldberg bescherte mit ein neues Unwort für meine Liste: Sie sagte, es sei keine „Vergewaltigung-Vergewaltigung“ gewesen; also keine „richtige“. Vielen Dank, Frau Goldberg!

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Weitere unsägliche Berichte:

ZDF-ASPEKTE: „Opfer und Täter bitten um Ruhe“:
http://aspekte.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,7905719,00.html?dr=1

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Roman Polanski: Nur ein bisschen vergewaltigt …

(…) Nur wenige Stunden nach der Festnahme des Regisseurs in Zürich hatte die Schauspielerin Whoopi Goldberg in der amerikanischen Morgen-Schnatter-Show „The View“ ihrem Publikum erklärt, Polanskis damals 13-jähriges Opfer sei gar nicht vergewaltigt worden: „Ich weiß, es war keine Vergewaltigung-Vergewaltigung“, sagte sie. „Es war etwas anderes, aber keine richtige Vergewaltigung.“
(…)
Hollywoods Filmschaffende – sowie Künstler und Künstlerähnliche aller Länder – haben sich in aufgeregten Petitionen auf Polanskis Seite geschlagen.In „Free Willy“-Manier prangen „Free Polanski“-Sticker an Star-Revers.

Ganzer Artikel (lesenswert!) hier:
http://www.stern.de/lifestyle/leute/roman-polanski-nur-ein-bisschen-vergewaltigt–1512094.html

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SZ:
Auch hier wieder typisch: der Täter wird zum Opfer gemacht (antisemitische Ausfälle gegen ihn werden ins Feld geführt. Was kann sein Opfer dafür? Hier werden also zwei „Baustellen“ perfide vermischt) und natürlich die Tat bagatellisiert (die Rede ist von Verführung! In Wahrheit hat der Kerl das Kind erst mit Medikamenten und Alkohol geschädigt, um es dann zu vergewaltigen)
Hier mehr:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/73/489460/text/

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„Wir müssen ihn beschützen“:

Der populäre linke Ex-Kulturminister Jack Lang erklärt sich im Fernsehen dagegen „empört“ über das Vorgehen der Justiz. Polanski habe sich für seine 32 Jahre zurückliegende Tat entschuldigt und das Opfer habe seine Anzeige zurückgezogen. „Roman Polanski darf nicht in die USA zurückkehren. Wir müssen ihn beschützen. Er wird in Europa bleiben, wenn jeder von uns kämpft, um ihn zu verteidigen.“
Quelle:
http://portal.1und1.de/de/themen/unterhaltung/klatsch-tratsch/9026356-Auch-Beifall-fuer-Roman-Polanskis-Festnahme.html

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BuchTIPP – Ohne Respekt und Würde: sexualisierte Gewalt in Krieg und Frieden, im Internet und in der Familie – ihre mediale Darstellung und die Realität für die Opfer

Gerstendörfer, M., 2007, Der verlorene Kampf um die Wörter – Opferfeindliche Sprache bei sexualisierter Gewalt. Ein Plädoyer für eine angemessenere Sprachführung, Junfermann Verlag, Paderborn. ISBN 3-87387-641-8. www.gerstendoerfer.de
http://www.amazon.de/verlorene-Kampf-W%C3%B6rter-Opferfeindliche-sexualisierter/dp/3873876418/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1215763073&sr=8-1