Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
„Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?“
Mit dieser Aussage wird für das Projekt „Dunkelfeld“ der Berliner Charité geworben.
Die Charité und nun auch der Deutsche Bundestag vergleichen Liebe mit sexuellem Kindesmissbrauch! Das ist aus meiner Sicht eine Verhöhnung der Opfer.
Das Bundesjustizministerium stellt mit Unterstützung des Deutschen Bundestages laut Pressemeldung des Bundesministeriums der Justiz vom 30. November 2007 bis zum Jahr 2010 insgesamt 750.000,- Euro für Täter zur Verfügung.
Warum werden diese Steuergelder nicht dafür verwendet, Opfern zu helfen?
Sie müssen in der Regel ein bis zwei Jahre auf einen geeigneten Therapieplatz warten. Das finde ich unmenschlich!
Freundliche Grüße
Norbert Denef
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www.abgeordnetenwatch.de
Lieber Norbert Denef,
ich schließe mich Ihren Ausführungen an.
Offensichtlich findet diese Gesellschaft keine Kalibrierung. Im Gegenteil! Während spezielle Täterprojekte sehr rasch viel Geld von staatlichen und anderen Stellen bekommen, wird Beratungsstellen für Opfer, Notrufen, Frauenhäusern, Jugendämtern, wichtigen Vereinen, Frauengesundheitszentren u.v.m. seit Jahren systematisch der Geldhahn zugedreht.
Manche Politiker/innen behaupten noch frech, es bestehe nicht genügend Bedarf, um beispielsweise ein komplettes Frauenhaus zu schließen. Proteste werden ignoriert. Basta.
Mit dem Argument, Täterarbeit sei die beste Prävention – verliert man den Blick fürs Ganze.
Denn:
1. ist Täterarbeit nicht die einzige Prävention,
2. ist Täterarbeit nicht gleich Täterarbeit (z.B. ist die Charité-Stichprobe höchst spezifisch und damit kaum als echte bzw. generell wirksame Prävention zu betrachten),
3. wird der überwältigende(!) Teil sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Familien verbrochen (das hat mit Pädo“philie“ gar nichts zu tun),
4. kann man keine Prävention mit falschen Denkansätzen betreiben (z.B. die Taten zu sexualisieren; den Tätern allen Ernstes sexuelle Motive zu unterstellen! Das entstammt Onkel Freuds Märchenkiste),
5. ist die Sprachführung unerträglich: „pädophile Täter“ ist ein völlig paradoxer Unsinnsausdruck für pädokriminelle Taten,
6. gehört zur Prävention der unbedingte Einsatz für Gewaltüberlebende (nicht nur, weil sie nachhaltig suizidgefährdet sind…),
7. muss ein finanziell langfristig gesichertes und gut ausgestattetes Helfer/innensystem vor jedweder Täterhilfe stehen! Genau das tut es aber nicht. Im Gegenteil: vitale Schnittstellen des Systems (Vereine, Initiativen, Beratungsstellen u.v.m.) wurden und werden ausgelöscht; was ich für kriminell halte. Vom Umgang der Behörden mit Gewaltüberlebenden ganz zu schweigen…
Fazit:
1. Die Täterlobby ist weit mächtiger und effektiver als die Opferlobby.
2. Wir haben vor den Opfern viel mehr Angst als vor den Tätern.
3. Prävention kommt von „prae-venire“ (zuvorkommen); anders gesagt: „Der Frieden der Welt beginnt im Kinderzimmer“ (R. Wille-Nopens).
4. Die „Philosophie“ unseres Systems, unser Umgang mit den Opfern – ist für die Opfer unerträglich.
Liebe Grüße
Monika Gerstendörfer
http://www.gerstendoerfer.de
Nachtrag:
Ich empfehle dringend die Lektüre des Beitrags von Norbert Klose: „Zur Beratung von Männern, die ihre sexualisierte Gewalt gegen Kinder nicht mehr wollen“, In: Männer gegen Männer-Gewalt (Hrsg.), Handbuch der Gewaltberatung, OLE-Verlag Hamburg, 2002, ISBN 3-9807120-1-X, S. 59 – 81.
Lieber Herr Denef,
wie Sie wissen, unterstütze ich Ihre Petition.
Der Werbespruch „Lieben Sie Ihre Kinder mehr als Ihnen lieb ist“ ist für eine Werbung absolut fatal. Mir wird schlecht, wenn ich das lese. Ich schließe mich den obigen Aussagen an. Prävention kann nur dann gut sein, wenn wir unsere Kinder dazu erziehen lautstark NEIN zu sagen, sie zu selbstbewussten Menschen zu erziehen! Prävention muss überall stattfinden. Man muss sich aber um die, die betroffen sind verantwortlich kümmern. Es ist nicht richtig, wie es offiziell beschrieben wird, dass es ausreichend Hilfe gibt. Nur wer das selbst erlebt hat, kann das bejahen, nämlich das die Zustände in Bezug auf Traumatherapien und alles was damit zusammenhängt, gravierend sind. Mein eigener Aufruf weist darauf hin.
Freundliche Grüße von Christina Rößler
Sehr geehrter Herr Denef,
mit erschüttern las ich ihr Buch über ihren persönlichen Leidensweg. Sexueller Missbrauch an Kindern ist wohl eines der schlimmsten Verbrechen, zu denen Menschen fähig sind. Gerade angesichts ihrer persönlichen Erfahrungen ist mir jedoch Ihre Kritik an dem Präventionsprojekt an der Berliner Charite schlicht unbegreiflich. Statt den Versuch präventiv etwas gegen sexuellen Missbrauch von Kindern zu unternehmen zu unterstützen und damit potentiellen Opfern Ihren Leidensweg zu ersparen, tragen Sie aktiv dazu bei, dass solche Projekte bis heute kaum politische Unterstützung erfahren und damit Möglichkeiten effektiv etwas gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern zu unternehmen nicht genutzt werden. Das traurige ist, dass sie offensichtlich nicht einmal ansatzweise Wissen welchen Schaden Sie anrichten – nicht zuletzt bei zahllosen Kindern die sexuell missbraucht werden, weil Präventionsprojekte und Therapieangebote für Menschen mit pädophilen Neigungen, die Hilfe möchten, nicht existieren.
Mit freundlichen Grüssen
Leon Weber
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Sehr geehrter Herr Weber,
ich bin nicht gegen „Präventionsprojekte und Therapieangebote für Menschen mit pädophilen Neigungen“, im Gegenteil, ich finde es „überfällig, endlich wird was getan.“
Nur wie die Charité das macht, ist aus meiner Sicht falsch:
“Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?” – damit wirbt die Berliner Charité, um mit Pädokriminellen zu arbeiten. Zweimal wird in diesem Satz von Liebe gesprochen, obwohl es um ein Verbrechen geht – dem Seelenmord, das Schlimmste was man einem Kind antun kann. Ich bin nicht der Meinung, dass es “ein Fehler der Natur” ist, wenn Pädokriminelle Kinder sexuell missbrauchen, sondern ein Verbrechen.
Ausführlich habe ich dazu Stellung genommen in den Sendungen Menschen bei Maischberger am 10.10.2006 und Johannes B. Kerner am 2.10.2007:
http://www.youtube.com/watch?v=EAcbiu-kF2A
http://www.youtube.com/watch?v=aZ2e51Oq36o
Freundliche Grüße
Norbert Denef
Sehr geehrter Herr Denef,
“Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?” – damit wirbt die Berliner Charité, um mit Pädokriminellen zu arbeiten.
Genau solche Sätze sind es, die mir unbegreiflich sind. Es wird nicht mit „Pädokriminellen“ gearbeitet. Es geht primär um Menschen die eine Neigung haben, die sie sich nicht ausgesucht haben und die Hilfe möchten, gerade damit sie nicht zum Täter werden.
„Kriminelle Gedanken“ – das waren ihre Worte.
Haben sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, was sie bei Menschen die diese Neigung haben und unter ihr LEIDEN, auslösen, wenn Sie sie per se als Verbrecher titulieren?
Wenn Sie diese Menschen aufgrund ihrer Empfindungen auf eine Stufe stellen mit Menschen wie Marc Dutroux?
Solange Pädophile weiterhin von Menschen wie Ihnen für ihre Gedanken moralisch verurteilt werden, so lange haben die Rattenfänger der radikalen Pädophilengruppen leichtes Spiel, so lange werden sich Pädophile in ein völlig verquertes Weltbild flüchten, dass dazu führt, dass immer mehr Kinder sexuell missbraucht werden.
Durch ihre Bekanntheit hätten Sie die Möglichkeit effektiv etwas gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern zu unternehmen. Statt diese Möglichkeit zu nutzen pflegen Sie aber offensichtlich lieber ihre Feindbilder. Ich stelle nicht ihre Intention in Frage – die Auswirkungen die ihre Äusserungen zum Thema Pädophilie haben, sind aber verherrend.
Mit freundlichen Grüssen
Leon Weber
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Sehr geehrter Herr Weber,
wenn ein Mensch beabsichtigt ein Kind zu töten – sexuelle Gewalt ist Seelenmord – dann sind das eindeutig kriminelle Gedanken und wenn man dieses mit Liebe vergleicht und von einer „Neigung“ spricht, ist das aus meiner Sicht eine Verhöhnung der Opfer.
Ich unterstütze die Arbeit, mit Menschen therapeutisch zu arbeiten, die Seelenmord-Gedanken haben. Als Mörder wird man nicht geboren, sondern erzogen. Wir müssen lernen, uns mit ihren Schicksalen zu beschäftigen, anstatt sie zu verdrängen und sollten ein Verbrechen nicht als „Neigung“ abtun, als einen „Fehler der Natur“ – das dient nur dazu, das die Täter weiterhin nichts merken dürfen, sondern Pillen schlucken sollen, um sich schweigend zurück zu ziehen, weil man ihre Vergangenheit nicht wahr haben will.
„Seit hunderten von Jahren haben wir Kindern Respekt vor Macht, Autorität und Gewalt beigebracht – aber nicht vor Menschen.“ (Jesper Juul)
Freundliche Grüße
Norbert Denef