Missbrauchsfall nach 40 Jahren anerkannt

Magdeburg. Im Bistum Magdeburg ist jetzt ein Fall von jahrelangem sexuellen Missbrauch bekannt geworden, der mehr als 40 Jahre zurückliegt. Das Bistum hat dem Opfer, so schreibt das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, jetzt 25 000 Euro als Entschädigung überwiesen. In der katholischen Kirche Deutschlands ein beispielloser Fall.

Bistumssprecher Thomas Lazar bestätigte den Fall, die Zahlung von Geld anfangs nicht. „Zu finanziellen Dingen äußern wir uns nicht“, erklärte er. In einer Presseerklärung hieß es jedoch gestern Nachmittag: Das Bistum habe dem „Opfer unabhängig von rechtlichen Verpfl ichtungen eine Beihilfe zur Durchführung einer weiteren Therapie angeboten und überwiesen“.

Ursprünglich sollte sich das Opfer verpflichten – so berichtet „Der Spiegel“ –, über den Missbrauch und die Zahlung Dritten gegenüber zu schweigen. Erst nach zwei Jahren gab das Bistum schließlich nach und verzichtete auf die Schweigepfl icht. Zu diesem Vorwurf gab Lazar keine weiteren Erklärungen ab. Nur so viel: „Eine Schweigepflichtserklärung gibt es nicht.“

Opfer des sexuellen Missbrauchs ist laut „Spiegel“ der heute 56-jährige Norbert Denef. Als Neunjähriger soll er in der Kirche „Unbefl eckte Empfängnis Mariens“ in Delitzsch (zum Bistum Magdeburg gehörig) von 1958 bis 1964 als Messdiener vom damaligen Pfarrer Alfons Kamp husmann missbraucht worden sein. Nach dessen Versetzung wurde das Martyrium durch einen Kirchenangestellten fortgesetzt. Erst mit 18 Jahren konnte sich das Opfer seinen Peinigern entziehen. Es musste sich im Laufe seines Lebens mit schweren Depressionen ärztlicher Behandlung unterziehen und hatte jahrelang

Schnellstart geschwiegen. Erst bei einem Familientreffen mit beiden Kirchenmännern im November 1993 hatte er über sein Erleben sprechen können und sich im Anschluss an die Kirche gewandt. Bis zur Anerkenntnis der Schuld sollten allerdings noch zwölf Jahre vergehen.

Sprecher Lazar erklärte, das Opfer habe dem Bistum Magdeburg das Vergehen erst vor zwei Jahren angezeigt und ihn aus „seelsorgerischen Gründen“ nicht öffentlich gemacht. Der mutmaßliche Täter ist bereits Mitte der 90 er Jahre verstorben.

Neue Leitlinien

Nachdem in den 90 er Jahren Missbrauchsfälle von Geistlichen an Kindern und Jugendlichen gehäuft bekannt wurden, hatte die Bischofskonferenz im September 2002 Leitlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen verabschiedet. Seitdem fährt sie einen härteren Kurs gegenüber pädophilen Priestern. Waren sie bis dato lediglich versetzt worden, sind sie seitdem für die Seelsorge nicht mehr tragbar. Im Bistum Magdeburg wurde Anfang 2003 ein Beauftragter für Pädophilie eingesetzt.

Im Bistum Magdeburg sind damit zwei Missbrauchsfälle bekannt. Im Februar 2004 hatte ein Priester 16 Jahre nach der Tat gestanden, ein neunjähriges Mädchen missbraucht zu haben. „Die Unterlagen befi nden sich jetzt beim Heiligen Stuhl in Rom“, teilte Lazar mit. Es läuft ein kirchenrechtliches Strafverfahren.

Von Silke Janko

Volksstimme Magdeburg